Adinskausminsk: direkt aus der Polyester-Hölle? Da steht die Beziehung auf wackeligen Beinen
01.03.2025

Seit wann nähst du und was hat dich dazu inspiriert?
Ehrlich gesagt war es bei mir ganz klassisch. Als ich vor über 9 Jahren mit meinem ersten Kind schwanger wurde, habe ich Lust bekommen für ihn Klamotten zu nähen.
Da stand natürlich die Pumphose ganz oben auf der to-sew-Liste, aber auch Pullover und Strampler. Mir hat es gefallen, dass er nicht so aussah wie die anderen Kinder und meist irgendein lustiges Detail zur Schau trug.
Damals habe ich immer noch mühevoll und ungemütlich meine Nähmaschinen im Esszimmer auf- und abgebaut. Als wir dann vor ein paar Jahren in ein eigenes Haus gezogen sind, habe ich mir den Traum von einem eigenen Nähzimmer verwirklicht.
Das empfinde ich als absoluten Luxus, und es ist einer meiner liebsten Plätze im Haus. Da ist alles ein wenig chaotisch und überall steht und hängt etwas rum. Aber ich mag es so….

Wann und wie lange nähst du? Was machst du sonst beruflich und hast du noch Zeit für ein anderes Hobby?
Ich habe das grosse Glück einen Tag in der Woche nicht arbeiten zu müssen. An diesem Tag mache ich immer alibimässig ein bisschen Haushalt und widme mich dann einige Stunden am Stück dem Nähen, oder aber auch seit neustem dem Stricken. Eine harte Konkurrenz zum Nähen muss ich sagen.
Wenn ich eine Kooperation mit einem Stoffgeschäft habe, dann nähe ich auch noch mal 2 Abende in der Woche zusätzlich. Mein Mann ist diesbezüglich entspannt. Jeder lässt dem anderen den Freiraum, und er merkt das es mir guttut. Ich sage ja immer - wenn du ein kreatives Hobby hast, bei dem du mit deinen Händen arbeitest, dann brauchst du keinen Psychiater mehr ;-).
Das bringt mich zu meinem Beruf als Ergotherapeutin. Ich arbeite in einem Krankenhaus in einer akut-geriatrischen Abteilung. Dort bringe ich den älteren Damen und Herren bei, wie sie zum Beispiel nach einem Bruch an der Hüfte oder Oberschenkel wieder am alltäglichen Leben teilhaben können.
Zum Beispiel übe ich mit ihnen wie sie selbständig aus dem Bett herauskommen können, wie sie sich wieder selber waschen und anziehen können, wie sie mit einem Hilfsmittel wieder gehen können, und vieles mehr. In meinem Alltag habe ich häufig mit demenziellen Patienten zu tun. Bei diesen Patienten bleibt meist bis zum Schluss die Fühlinformation noch einigermassen intakt.
Daher wird mein nächstes Projekt sein mit meinen fitteren Patienten Fühldecken für demenzkranke Menschen zu nähen, die ich dann in der Therapie einsetzen kann. So fühlen sich die kognitiv fitten Patienten sinnstiftend beschäftigt und die demenzkranken Patienten werden gefördert. Das ist es auch was ich am Nähen so toll finde: es verbindet.
Du fragtest nach anderen Hobbys. Ich würde dir so gerne sagen, dass ich die zweite Sporty-Spice (Spicegirls – einige erinnern sich vielleicht noch) bin, aber ich bin eine alte Couch Potatoe, und das höchste der Gefühle sind die Spaziergänge mit dem Hund. Ob sich das eines Tages rächen wird...

Warum beherbergst du ein ganzes Blusen-Museum? Liegt es am Material, den Details oder ist die Bluse einfach dein Lieblingskleidungsstück?
Das ist eine gute Frage. Ich vernähe am liebsten dünne Baumwolle und Leinen. Zudem finde ich es cool, wenn sie vom Design ungewöhnlich, witzig und farbenfroh sind. Dieses Material hat mich meist zuerst an Blusen denken lassen. Obwohl ich auch gerne Kleider aus Leinen nähe.
Das Herstellen von Knopflöchern nervt mich oftmals und schiebe ich auch immer bis zum Schluss vor mir her. Aber ich habe das Glück, dass meine Nähmaschine einen automatischen Knopflochfuss hat und die Knopflöcher dadurch in den meisten Fällen gelingen.
Mittlerweile habe ich viele kurz- und langärmelige Blusen in meinem Blusen-Museum. Die Kurzärmeligen packe ich aber zum Jahreszeitenwechsel immer unters Dach. Daher bin ich auch nicht so erschlagen, wenn ich in meinen Schrank blicke. Zudem kommt noch, dass ich die Schätzchen wirklich schwer abgeben kann. Ich bemühe mich aber alle regelmäßig anzuziehen.
Meine Mutter sagt immer «das kannst du doch gar nicht alles anziehen». Doch, probiere ich ;-).

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Wie würdest du deinen Kleidungsstil beschreiben? Ist alles genäht, oder kaufst du auch gerne gewisse Teile dazu?
Ich sage immer: ausser Schlüppis nähe ich alles selber ;-). Stimmt natürlich nicht ganz. Aber was stimmt ist, dass ich gar nicht mehr in der Stadt oder online für mich shoppen gehe - und das schon seit Jahren nicht mehr.
Im Endeffekt ist es so, dass ich Unterwäsche, Socken und Jeans noch stationär kaufe. Ich weiß nicht warum, aber gekaufte Klamotten lösen bei mir ein Unbehagen aus, es fühlt sich nicht gut an. Bekloppt, ist bei mir aber so.
Ansonsten würde ich meinen Kleidungsstil sportlich, fröhlich mit einem gewissen Hang zum Design beschreiben. Ich fühle mich am wohlsten, wenn meine Klamotten einen Hingucker haben, etwas Besonderes. Ich weiss auch, dass ich dadurch in meiner Kleinstadt auffalle, aber das bin halt einfach ich und ich trage es auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein.
Wenn ich aber mal einen schlechten Tag habe, dann greife ich auch eher zu den schlichten und farblich unauffälligeren Kleidungsstücken. Was mir wiederrum zeigt, dass die Kleidung auch viel aussagt über den Gemütszustand desjenigen der sie trägt.

Sind deine Ohrringe und die Kurzhaarfrisur deine Markenzeichen? Wie viel Zeit brauchst du für deine Outfits?
Es sind Millisekunden, die darüber entscheiden was ich trage. Ich mache mir da nicht so den Kopf. Da ich viel Auswahl habe, habe ich auch viele Dinge die zusammen passen. Bei einer einfarbigen Hose (da greife ich komischerweise am liebsten zu Blau) wähle ich meist eine auffällige Bluse, und bei einer gemusterten Hose greife ich zu einfarbigen Pullovern oder Blusen.
In meiner Modewelt darf nur ein Kleidungsstück der Star sein!
Meine Ohrringe hängen an einem «Schmuckschränkchen» direkt griffbereit. Da halte ich auch nur kurz die Ohrringe an das Oberteil und fertig ist es. Bei Ohrringen treibe ich es meist bunt und eigentlich stammen sie immer von Designerinnen mit kleinem Onlineshop. Ich erwähne sie auch immer extra in meinen Beiträgen damit sie auch gewürdigt werden, denn durch ihre Schmuckstücke wird mein Outfit überhaupt rund.
Auf meine Kurzhaarfrisur werde ich oft angesprochen und das freut mich. Ich fahre dafür schon viele Jahre, alle 8 Wochen, in das 60 km entfernte Köln. Bei kurzen Haaren ist eines ganz wichtig: wenn du einmal einen Friseur gefunden hast der das gut hinbekommt, dann tu alles dafür bei ihm zu bleiben ;-).

Früher hat deine Mutter für dich gestrickt, jetzt strickst du selbst – hast du es gelernt oder dir selbst beigebracht? Bleibt die Näherei oder wird Stricken deine neue Leidenschaft?
Meine Mutter strickt seit über 50 Jahren und die Ergebnisse sehen einfach phantastisch aus. Ein, zwei Mal im Jahr darf ich ihr «Aufträge» geben, aber sie ist nun auch schon Ende 70 und sie merkt die Nebenwirkungen, wie verkrampfte Hände oder einen steifen Nacken, immer häufiger.
Sie sagte, es wäre ja mal ganz schön, wenn ich mich selber an die Nadel begebe und sie dadurch ein wenig entlaste. Ich habe es mir lange nicht zugetraut aber irgendwann war der Moment da. Meine Mutter hat mir einiges gezeigt.
YouTube Videos waren auch hilfreich, aber mir hat vor allem meine Chefin auf der Arbeit geholfen. Sie hat mich mit viel Geduld durch die schwierigen Passagen eines Pullovers manövriert und mich seelisch und moralisch aufgebaut wenn es mal nicht so lief.
Mittlerweile ist es so, dass wir fast täglich in der Mittagspause zusammen die Stricknadeln wetzen. Einfach herrlich. Ein richtiger »Granny-Club».
Mit meiner Mutter tausche ich mich regelmässig über meine Strickfortschritte aus und wir besuchen auch gemeinsam Handarbeitsmessen mit Schwerpunkt Strick.
Ich hoffe nicht, dass das Stricken das Nähen ablöst, aber ich kann mich dem gewissen Sog auch nicht entziehen, muss ich gestehen. Generell ist Stricken für mich emotional behaftet, weil ich es ganz eng mit meiner Mutter verbinde. Es wird immer ein Teil von mir sein und mich immer an meine Mutter erinnern. Unglaublich schön das Handarbeit dazu in der Lage ist finde ich!

Auf Insta bist du als adinskausminsk bekannt und inspirierst 11,7 Tsd. Follower. Bekommst du Kooperationen angeboten und was bedeuten sie dir?
Umso mehr Follower ich bekam, umso gefragter war ich natürlich auch bei grösseren Stoffhändlern. Das hat mich aber nie interessiert und ich habe es auch meistens abgelehnt. Bei mir kommt so gar keine Kreativität auf, wenn ich einen 100-seitigen virtuellen Katalog vor die Nase gesetzt bekomme, ich mir irgendeinen Stoff aussuchen soll und ich null persönlichen Kontakt zu den Händlern habe. Da ist man einfach nur eine Nummer. Gefällt mir nicht.
Ich habe mittlerweile eine Handvoll Stoffhändler, für die ich regelmässig Stoffe vernähe. Das sind kleine Läden in ganz Deutschland und einen in Holland die ich gerne bei ihrer Sichtbarkeit unterstütze, weil sie ein tolles Design oder qualitativ hervorragende Stoffe anbieten.
Bei denen habe ich dann aber auch die völlige Freiheit an Stoffen und Schnitten. Ich muss erst den Stoff sehen, um dann eine «Eingebung» zu bekommen welcher Schnitt dazu passen könnte. Andersherum ist es bei mir so gut wie nie.
Ich werde von meinem Umfeld oft gefragt, warum ich das Nähen nicht monetarisiere. Bislang habe ich davon bewusst Abstand gehalten, weil ich dann Sachen nähen muss hinter denen ich nicht stehe. Es würde sich für mich anfühlen wie ein Verrat an meiner eigenen Kreativität.
Ich verbringe viel Zeit mit dem Anfertigen eines Kleidungsstückes und baue ja auch irgendwie eine gewisse Beziehung auf. Bei einem Kleidungsstück direkt aus der Polyester-Hölle steht die Beziehung auf wackeligen Beinen.

Was bedeutet dein Insta-Name adinskausminsk?
Das Thema kann ich kurz und knackig halten: Der Name ist an einem feucht-fröhlichen Abend mit meinem Bruder entstanden. Die Wirren des Gehirns sind unergründlich, aber das was da raus kam habe ich dann gerne genommen.
Manchmal nennt mich mein Vater sogar «Adinsk». Es hat sich also schon ordentlich eingebrannt bei meiner Umgebung.

Auf Insta wirkst du natürlich, keck und gut gelaunt. Hast du einen Fotografen oder machst du die Bilder selbst? Verrätst du deine Shooting-Tricks?
Deine Beschreibung finde ich toll und schmeichelt mir sehr. Dankeschön!
Meine Fotos schiesse ich immer in meinem Schlafzimmer. Dort gibt es ein grosses Fenster mit viel seitlichem Lichteinfall. Vor mir positioniere ich ein Lichtring mit Handyhalterung und einem extra Fotolicht. Alles keine teuren Anschaffungen.
Die Fotos nehme ich lediglich mit der Handy Kamera und einem Selbstauslöser in meiner Hand auf. Um meine Posen zu kontrollieren habe ich hinter dem Handystativ einen Spiegel, denn ich knipse mich nicht im Selfie Modus. Ich fotografiere mich ca. 20-30 Mal. Unter diesen Bildern ist immer etwas dabei.
Ich habe meine euch bekannten Posen und darin bin ich recht sicher. Ich habe wirklich keinen Plan in welche «fancy» Pose ich mich noch begeben soll.
Da zeigt meine Kreativität immer eine Durststrecke.
Aber was mir ganz wichtig ist, ist dass das Kleidungsstück zu allen Seiten erkennbar ist und die Nähcommunity einen guten Einblick bekommen kann, wie das Kleidungsstück geschnitten ist. Es hilft keinem, dass ICH auf allen Bildern im Gesicht hübsch aussehe, man aber gar keine Idee von der Klamotte bekommt.

Wie bist du auf TRENDSCHNITT gestossen, was magst du an diesem Schweizer Label und wo haben wir uns zum ersten Mal live gesehen?
Ich habe ein unglaublich schlechtes Gedächtnis, deshalb stellt mich diese Frage vor eine grosse Herausforderung. Aber umso mehr ich darüber nachdenke wird mir klar: ich kenne euch durch Rebekka @gemeine_wildrebe. Sie hat so inspirierende Nähbeispiele mit euren Schnittmustern genäht, die mich total neugierig auf «Trendschnitt» gemacht haben.
Ich liebe an den Schnitten, dass sie clean und cool zugleich sind. Wenn man sie trägt, hebt man sich immer ein wenig von der Masse ab, weil kleine Details die Trägerin lässig wirken lassen. Mag ich sehr!
Dann kam der Tag an dem wir uns auch endlich einmal live und in Farbe gesehen haben. Das war auf der H&H 2023 in Köln.
Du Wilma und der Kopf von Trendschnitt, die liebe Susanne, habt es euch ganz lässig auf einer Couch in der Halle bequem gemacht. Meine lieben Freundinnen Franka und Irina und ich haben euch erspäht und uns nicht getraut euch anzusprechen. Als sich unsere Blicke dann trafen und ihr uns auch irgendwie erkannt habt gab's für uns drei Mädels einen grossen Fan-Moment mit lustigen Gesprächen und Fotos.
Das Sahnehäubchen allerdings war, dass wir Abends dann noch auf der Party eine grosse Feiergemeinde gebildet haben und auf der Tanzfläche gemeinsam Spass hatten, bis tief in die Nacht. Hier auch wieder: Nähen verbindet.

Was möchtest du in deinem Nähleben unbedingt noch machen/erreichen. Hast du Pläne, Ideen, Visionen?
Ehrlich gesagt habe ich keine grossen Visionen und Pläne. Meine grosse Hauptaufgabe besteht darin den Spass an der Sache nicht zu verlieren und zu lernen öfter mal «Nein» zu sagen. Wenn ich das schaffe bin ich schon ganz gut davor.
Das Einzige was ich wirklich irgendwann einmal nähen möchte ist ein Dufflecoat für meinen Bruder den er sich so sehr wünscht. Wenn ich mir die «Auftragslage» aber angucke, wird es damit erst 2030 was...

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„«Ich bin Wilma Brunner, nähe seit fast 20 Jahren und bin seit 8 Jahren begeisterte TRENDSCHNITT-Näherin. Ich habe bei Susanne den Lehrgang Mode & Design und einige darauf folgende Ateliers besucht. Inzwischen bin ich Bloggerin bei TRENDSCHNITT, betreue den Pinterestaccount, beantworte im Onlinekurs Hosen-Heldin Community-Fragen und unterstütze Susanne bei neuen Schnittmuster. Mit meinem Mann und zwei Töchtern lebe ich in der Schweiz, bin ein absoluter unifarben-Fan, mag Farbexplosionen, aber (leider) keinen Kaffee ;-)» Wilma Brunner![]()