Warum Wilma's Teenager 16+20 wieder benäht werden wollen

13.02.2023

Wilma vorher - nachher
Wilma vorher - nachher

Seit wann nähst du und wie bist du zum Nähen gekommen? 

Unglaublich, schon seit 18 Jahren ist die Näherei ein fester Bestandteil meines Lebens.

Angefangen hat es bei mir, wie wohl bei den meisten Hobby-Näherinnen, mit der Geburt meiner Girls. Zuerst habe ich mich an Fasnachts-Kostümen ausgetobt, habe auf kunterbunte Kinderkleider umgestellt, und in der «Pubertier-Phase» gezwungenermassen auf Damenkleider für mich geswitcht.

Heute darf ich voller Stolz und Elan wieder alle benähen.

Wilma im Hemd No48
Wilma im Hemd No48

No48 Hemd mit Schulterverschluss


Wenn du nicht nähst, was machst du beruflich? Hast du auch noch andere Hobbys?

Natürlich habe ich auch noch ein Leben frei von der Nähmaschine, obwohl - Stoff, Faden, Nadel und Co. stehen bei mir schon ganz oben.

Vor 22 Jahren habe ich nicht nur meinen Mann geheiratet, nein - mit ihm auch die kleine, feine Autogarage, die wir als Familienbetrieb gemeinsam führen. Er ist der Techniker, ich die Frau im administrativen Hintergrund.

Seit fast zwei Jahren gönne ich mir noch ein kleines Pensum in einem Stoffladen. Dort kann ich kreativ sein, meinem Hobby auf eine andere Art frönen und auch ein bisschen dem Mümliswiler Alltag entkommen.

Wenn ich nicht arbeite, nicht nähe, alle Haus- und Gartenarbeiten erledigt habe, meine Familie glücklich und zufrieden ist, dann bin ich auf meinem Mountainbike irgendwo im schönen Wald anzutreffen.

Wilma ausnahmsweise nicht am Nähen
Wilma ausnahmsweise nicht am Nähen

Du warst bei einigen Schnittlabel Probenäherin. Warum machst du das nicht mehr? 

Stimmt, ich war eine fleissige Probenäherin, habe es bei dem einen oder anderen Label auch ins Stammteam geschafft. Ich habe viele liebe Leute aus dem In- und Ausland kennengelernt, habe Neues gelernt und so einige Meter Stoff vernäht.

Warum ich das heute nicht mehr mache?

Nähen auf Termin hat mich plötzlich gestresst und mich in meiner Kreativität gebremst. Oft hatte ich dann mehrere gleiche Kleidungsstücke im Schrank hängen, was ich aus ökologischer und modischer Sicht nicht mehr toll fand. Auch bin ich dem «alle nähen dasselbe, zum selben Zeitpunkt» entwachsen.

Schlussendlich habe ich ganz fest gespürt, dass ich meinen eigenen Weg gehen, meinen eigenen und sehr persönlichen Stil ausleben und nicht in der grossen Masse mitschwimmen will.

Ein Bild aus Wilma's Anfängen
Ein Bild aus Wilma's Anfängen

Als du bei mir den Lehrgang Mode & Design besucht hast, hattest du schon viel Näherfahrung. Warum hast du dich trotzdem angemeldet?

«Viel» trifft sicher in der Menge an Genähtem zu, nicht aber in der Erfahrung.

Wenn ich zurückdenke, war ich wohl einfach eine zufriedene und routinierte Jersey-Näherin.

Es gab viele Tabus und ich nenne hier nur eines von vielen: der Hosenreissverschluss.

Das Grundgefühl, das mich zur Anmeldung für den Lehrgang Mode & Design getrieben hat, war...Nähzeit für mich, Austausch mit anderen Näh-Freaks und das Lernen vom Profi.

Wilma im T-Shirt No63
Wilma im T-Shirt No63

No63 T-Shirt mit Streifen


Wo stehst du heute im Vergleich zu vor dem Lehrgang Mode & Design?

Nach Abschluss des Lehrganges war das Einnähen eines Hosenreissverschlusses eine meiner Spezialitäten.

Aber wieder gab es Tabus: Gummibund-Hosen oder -Röcke, schnelles Nähen und «Massenproduktion». Für mich hat sich eine neue Welt des Nähens erschlossen.

Heute bin ich ein Technik- und Materialfan, lege Wert auf exaktes, sauberes, professionelles und nachhaltiges Arbeiten. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich meine komplette Garderobe selber nähe, von der Jeans, über die Bluse, Shirts, schicke Röcke bis zu coolen Jacken und Mäntel.

 

Wilma beim Fotoshooting, Ende Lehrgang Mode & Design
Wilma beim Fotoshooting, Ende Lehrgang Mode & Design

Hast du deinen persönlichen Stil gefunden? Wie würdest Du diesen beschreiben?

Puhh, das hat laange gedauert, bis ich meinen eigenen Stil gefunden habe.

Ganz oft habe ich mich von den sozialen Medien mitreissen lassen, und ganz viele «Hypes» um neue Stoffe und Schnittmuster mitgemacht. Ich habe mich meistens an der aktuellen Nähwelt orientiert und mir selten Gedanken über mich und meinen Stil gemacht.

Heute geniesse ich es, wenn mein Umfeld mein modisches Auftreten als «typisch Wilma-Style» bezeichnet. Ich trage gerne Oversize, mag es schlicht, liebe klare und gerade Linienführung, wage ab und zu eine Farbexplosion, bin aber der absolute Uni-Fan.

Wilma am Fototshooting in No59, No61 + No65
Wilma am Fototshooting in No59, No61 + No65

No59 Mantelhemd mit Kragen Addon


Dürfen wir einen Blick in Deinen Kleiderschrank werfen? Wieviel Prozent davon ist selbst genäht? 

Ich selber finde den Inhalt meines Kleiderschrankes mengenmässig eher bescheiden, denn die Kraft meiner Garderobe liegt definitiv in der Kombination.

Manchmal bin ich selber erstaunt, wie kombinierbar die Einzelteile untereinander sind.

Beim Nähen schlage ich mich nicht gerne mit Zahlen herum, habe jetzt aber trotzdem eine Rechnung für dich zusammengestellt. Zugekauft ist bei mir nur die Unterwäsche und alles rund um den Sport, darum komme ich zu folgendem Resultat: 85 % ist bei mir selfmade. Das meiste davon sind Trendschnitte ;-)

Blick in Wilma's Schrank
Blick in Wilma's Schrank

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Ich weiss, dass sich deine Teenager aus deinem Kleiderschrank bedienen. Hast du schon immer für deine Familienmitglieder genäht? 

Natürlich «mussten» meine Mädels die selbstgenähten, blumigen, gepunkteten und farbigen Kinderkleider tragen. Aber irgendwann wurden meine Nähwerke durch H&M, Tally Weijl und Levis ersetzt.

Heute bin ich mit meiner Nähmaschine wieder voll IN, denn seit ich Trendschnitte für mich nähe und trage, nähe ich auch wieder für meine Teenager. Denn auch sie mögen den unverkennbaren Stil von Susanne. Kommt hinzu, dass Nachhaltigkeit in unserem Haushalt ein grosses Thema ist. Also weg von fast fashion hin zu langlebiger Kleidung, die eben auch nach 10x tragen noch toll ausschaut und immer noch trendy ist.

Sie sehen tagtäglich, wie ich aus einem geraden Stück Stoff und dem richtigen Schnittmuster etwas ganz Individuelles, Eigenes, Einmaliges, Trendiges, Geniales und sehr Persönliches gestalte.

Sie lieben es, wenn ich ihre Wünsche und Ideen in meine Arbeit einfliessen lasse, und sie dann auswärts ganz viele und tolle Komplimente ergattern.

Und ja, es passiert mir ganz oft, dass ich meine Bluse, mein Shirt oder meinen Mantel an einem meiner Girls wieder entdecke. Dann hüpft mein Herz und ich fühle mich gleich wieder ein bisschen jünger, voll trendy und einfach nur richtig in meinem Schaffen. 

Wilma mit ihren Töchtern, in Hose No60 + No65 und T-Shirt No61
Wilma mit ihren Töchtern, in Hose No60 + No65 und T-Shirt No61

No65 weite Hose mit Taschen


Wann nähst du am liebsten und wie oft sitzt du an der Nähmaschine?

Ich bin ein absoluter Morgenmensch und starte den Tag gerne von 0 auf 100.

Also trinke ich um 5.30h nicht in aller Ruhe meinen Kaffee, sondern sitze bereits in meinem Nähzimmer an einer aktuellen Arbeit … und das von Montag bis Sonntag. So beginnen meine Tage immer kreativ, zufrieden und voller Tatendrang.

Also ja...Nähen ist meine tägliche Portion Glück.

Wilma im Top No54 + Rock No55
Wilma im Top No54 + Rock No55

No54 Top mit Schulterverschluss


Zuerst der Stoff oder das Schnittmuster? Welche Stoffe und was nähst du am liebsten?

Ich bin ganz klar der «zuerst-Schnittmuster-dann-Stoff-Typ».

Warum?

Ich kaufe gerne überlegt und gezielt Stoffe ein … nicht zu viel, nicht zu wenig und total abgestimmt auf das Kleidungsstück. Darum, ihr könnt mir glauben, habe ich zuhause gar kein Stofflager.

Ich stehe total auf Bio, 100 % Naturfasern und bevorzuge festere Materialien mit Griff. Fliessende, luftige und «glitschige» Stoffe vernähe ich auch, aber eher selten.

Ein bevorzugtes Kleidungsstück gibt es nicht, ich bin da total offen, lege aber grossen Wert auf «technische, modische, coole Teile», darum…ich oute mich und gestehe, dass man in meiner Schnittmuster-Sammlung nur Trendschnitte findet, einfach, weil sie alles beinhalten, was mein Näh- und Mode-Herz begehrt. Was denkt ihr, bin ich ein Freak, vielleicht ein Nerd oder Fan Nr.1?

Wilma in der No68 aus Baumwolle
Wilma in der No68 aus Baumwolle

No68 Kleid mit T-Ärmel und Tunnel


Welches ist im Moment das Lieblingsschnittmuster deiner Teenager? Nähen sie sich auch mal was selber?

Das Lieblingsschnittmuster meiner Töchter? Ganz klar die No65 weite Hose mit Taschen, gefolgt von der No60 Hose mit Rückenelast und dem Cropped T-Shirt No61.

Ganz lange Zeit war ich Allein-Nutzerin meines Näh-Zimmers. Heute teile ich es mit meiner "Grossen", die aktuell mitten in der Ausbildung zur Bekleidungsgestalterin (Damenschneiderin) steckt. Es ist berührend, bereichernd und total spannend, gemeinsam dieser Leidenschaft zu frönen.

Wilma's Töchter in der No60, No61 und No65
Wilma's Töchter in der No60, No61 und No65

No61 cropped T-Shirt


Und wie gehts weiter bei dir? Verrätst du uns deine Projekte und Ideen?

Projekte habe ich immer ganz viele am Laufen, aber wer weiss denn schon, wie's weiter geht? Ich bin ein Mensch, der ganz im Hier und Jetzt lebt. Im Moment bin ich einfach dankbar und glücklich über meinen Werdegang an der Seite von Susanne und Trendschnitt. Keine Ahnung, ob ich immer noch Lust hätte, blumige Jersey-Kleider zu nähen und tragen.

Also gut, auf ein Projekt gehe ich doch ein bisschen näher ein. Erstaunt es euch zu lesen, dass ich auch ein bisschen zu Trendschnitt gehöre? Im Moment übe ich mich im Schreiben und Fotografieren für Trendschnitt-Nähanleitungen, unterstütze Susanne bei ihrem neuen Projekt dem "Onlinekurs Hosen-Heldin" und bin einfach da, wenn sie mich braucht.

Zur Warteliste Hosen-Heldin

Noch etwas, das nicht aus dem Hier und Jetzt stammt, einem persönlichen Traum nahe kommt. Ein Jugendfreund und ich teilen die Passion für's Nähen und haben uns erst kürzlich gegenseitig versprochen, in 2.5 Jahren ein Näh-Kaffee zu eröffnen. Also seid gespannt und kommt auf jeden Fall vorbei...

Wilma im cropped T-Shirt No61 und im Mantelhemd mit Kragen No59
Wilma im cropped T-Shirt No61 und im Mantelhemd mit Kragen No59

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